Wulf Mirko Weinreich

Für mich heißt Therapie nicht, alle Verletzungen aufzulösen, sondern anzuerkennen, was ist. Das heißt, die eigenen Unvollkommenheiten anzunehmen und sich und das Leben lieben zu lernen – so, wie es gerade ist. Jeder Mensch darf selbst entscheiden, wieweit er gehen möchte. Du darfst jederzeit Stop sagen – ich auch. Entwicklung geschieht trotzdem – einfach durch das Leben selbst.

In meiner (therapeutischen) Kommunikation bin ich manchmal etwas schnell. Und ich liebe Klarheit und drastische Vergleiche. Deshalb bin ich für Menschen, die einen sehr vorsichtigen Umgang brauchen, nicht gut geeignet. Aber es liegt mir fern, irgendjemanden verletzen zu wollen. Weil ich selbst verletzt wurde, habe ich mich entschieden, anderen Menschen beim Umgang mit ihren Verletzungen zu helfen – so gut ich halt kann.

Meine Spiritualität speist sich aus Nahtod-Erfahrungen. Die sind mir geschenkt worden. Ich bin dadurch kein besserer Mensch. Aber trotzdem ist mein Leben seitdem anders: Ich habe keine Angst mehr vor dem Tod. Das entspannt. Das meiste, was ich erledigen wollte, habe ich erledigt. Da ich langsam alt werde, setze ich mich mit dem Nachlassen meiner kognitiven und körperlichen Fähigkeiten und dem Ordnen meines Lebens auseinander. Das ist meine Baustelle.

Ich sehe die Zukunft der Erde derzeit ziemlich pessimistisch und nörgele daher gerne an Politik und Wirtschaft. Es liegt mir allerdings fern, meine ökologischen Ansichten anderen Menschen aufzudrängen: Möglicherweise ist es ja gar nicht so schlimm, wie ich vermute, oder es gibt eine nichtlineare Lösung.

Wenn man bedenkt, dass psychoaktive Substanzen viele tausend Jahre eine wichtige Rolle in Spiritualität, Medizin und psychischer Heilung gespielt haben, kann es nur verwundern, wie das therapeutische Potential dieser Stoffe seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts so aus dem öffentlichen Bewusstsein verschwinden konnte. Die Frage, ob Drogen auch in einer modernen Psychotherapie ihren Platz haben könnten, kann man nicht einfach mit „Ja“ oder „Nein“ beantworten. Nachfolgend der Versuch einer groben Standortbestimmung unter Berücksichtigung meiner Erfahrungen als Psychologe – unter anderem jahrelang als Therapeut in einer Suchtklinik – und der Integralen Philosophie nach Ken Wilber. Da eine ausführliche Beschreibung der Topographie des Bewusstseins nach Wilber den Rahmen des Artikels sprengen würde, muss hier auf die Originalliteratur verwiesen werden bzw. auf eine ausführlichere Zusammenfassung derselben in dem YouTube-Video „Die psychedelische Erfahrung im integralen Bewusstseinsmodell“.